Der Heide auf der Spur: Ja, wo blüht sie denn?
Strecke: Soltau Bahnhof - Böhmetal - Drögenheide - Heidepark - Deimern - Timmerloh - Luhequelle - Luhegrund bei Bispingen
Entfernung: ca. 20 km
Bisher insgesamt gelaufen: 130 km
Noch zu laufen: ca. 1.850 km
ohne Begleitung
Das vermutlich letzte richtige Sommerwochenende wollte ich genießen und die Heide blühen sehen. Vorweg: Beides hat geklappt.
Auch in Soltau herrscht Wahlkampf-Endspurt: Am Bahnhof lächelt mir Monika Griefahn von der SPD entgegen, unter Einsatz von massiv aufgetragenem Lippenstift, und in der Umgebung des Rathauses verbreitet Angela Merkel Zuversicht. Kann es sein, dass in diesem extrem kurzen Wahlkampf besonders dicht plakatiert wurde? Mir kommt es so vor, und das Geld, das die Parteien aus der Wahlkampfkosten-Erstattung erhalten, müssen sie ja auch irgendwie verbraten.
Böhmetal bei Soltau
Soltau ist, was ich gar nicht wusste, ein regelrechter Kurort. Entlang der Böhme gibt es so etwas wie einen Kurpark, der dann unmerklich in ein verträumtes Wiesental übergeht.Bald kommt ein Hinweisschild auf einen Gefangenenfriedhof. Bergen-Belsen ist hier zu nahe, als dass ich nicht unwillkürlich an KZ-Insassen denken müsste. Tatsächlich liegen hier aber Kriegsgefangene des 1. Weltkriegs begraben, unter ihnen 5 Portugiesen. (War Portugal am Krieg beteiligt?) Die sind hier bestimmt erfroren...
Gleich hinter dem stillen Friedhof steigt der Geräuschpegel rasant an, und unvermittelt steht man vor dem Haupteingang des Heideparks Soltau. Unmengen von ermüdeten, genervten Besuchern wälzen sich aus dem Park zu ihren Autos und verstopfen als eine gigantische Blechlawine die Zufahrtsstraßen. Vielleicht ist es arrogant, sich als Wanderer diesen Freizeitkonsumenten gegenüber ein wenig überlegen zu fühlen - aber ich kann mich gegen dieses Gefühl nicht wehren.
Jetzt wird es aber langsam Zeit für die erste blühende Heidefläche. Und sie kommt: Zwischen Deimern und Timmerloh durchquere ich einen ehemaligen Truppenübungsplatz. Die Landschaft beeindruckt durch ihre Kargheit: vertrocknete Gräser, Heidesträucher, vereinzelte Kiefern und Birken und gelegentlich eine Königskerze - sehr viel mehr gibt es quadratkilometerweit nicht.
Hinter Timmerloh unterquere ich die A7 und stoße im Wald nahe der Luhequelle wieder auf den E1 (den ich heute bisher komplett links liegen gelassen hatte). Die Quellteiche der Luhe hatte ich mir als Badegewässer mit herrlich klaren sprudelnden Wasser und als idealen Rastplatz vorgestellt. Die Realität ist da doch arg enttäuschend: Ich finde zwei vermooste schlammige Löcher, in denen von fließendem Wasser keine Spur ist. Ich bin, was Bademöglichkeiten angeht, wahrlich nicht zmperlich, aber hier verzichte ich gerne.
Auch auf der weiteren Strecke bis Bispingen entschließt sich die Luhe nicht, zu einem Bach zu werden, in dem man wenigstens mal gerne die Füße reinstecken würde. Immer dunkler wird es und der Kiefernwald immer stiller. Schöne Schauergeschichten kann man sich hier vorstellen... Bevor dann die Nacht völlig hereinbricht, schlage ich mein Zelt am Rande eines Abenteuerspielplatzes auf.
In den Kiefern rauscht immer mal wieder eine Windböe, aber das Gewitter, mit dem ich schon den ganzen Nachmittag gerechnet hatte, kommt und kommt nicht.
Zwei Kraniche fliegen noch trompetend vorüber, die Sterne funkeln. Lange liege ich noch wach genieße die laue Sommernacht.
die nächste Etappe Richtung Norden
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