Im Herzen der Lüneburger Heide
Strecke: Luhegrund - Bispingen - Behringen - Weißer Sand - Totengrund - Wilsede - Wilseder Berg - Wilsede - Döhle
Entfernung: ca. 22 km
Bisher insgesamt gelaufen: 152 km
Noch zu laufen: ca. 1.820 km
ohne Begleitung
Heute folge ich den ganzen Tag wieder dem E1, der vorbildlich ausgeschildert ist.
Ein erster ausgiebiger Stopp ist nach wenigen Kilometern in Bispingen angesagt. Zum 2. Frühstück kehre ich im Hotel neben der alten Kirche ein, in der Nähe der anderen Gäste sitzen darf ich allerdings nicht. Beim Cappucino blättere ich die Bild am Sonntag durch und finde die Welt da draußen irgendwie ziemlich aufgeregt.
Auf den folgenden Kilometern, bevor es in den Naturschutzpark geht, durchwandere ich so etwas wie die ehrliche Heide von heute: riesige Maisäcker, eine weite offene Agrarlandschaft, die mit Reizen geizt.
Nach Behringen geht es kilometerlang durch Wald, durch den sich der Sandweg wie eine weiße Schnur hindurchzieht. Kein einziger Mensch begegnet mir hier. Die Strecke wird mir so ziemlich lang, besonders weil sich auf meinem linken Fußballen langsam aber sicher eine fiese Blase ausbreitet.

Am Aussichtspunkt oberhalb des Totengrundes lasse ich mich vor der Heide fotografieren und, gefragt nach dem woher und wohin, wage ich zum ersten Mal zu sagen, ich durchquere Deutschland zu Fuß.
Idyllische Landschaften muss man leider meist mitsehr vielen Menschen teilen. Je mehr ich mich Wilsede im Herzen des Naturschutzparks nähere, desto voller wird es. In diesem Ort herrscht regelrechte Freilichtmuseums-Atmosphäre, die Ausflügler lassen sich in Kutschen aus den umliegenden Orten herkarren bis zum ZKB (Zentraler Kutschen-Bahnhof), stärken sich an Kaffee und Kuchen und spazieren dann ein paar Meter in die Umgebung.
Zum Beispiel auf den Wilseder Berg, den Gletscher vor langen Zeiten hergeschoben und hier vergessen haben. Dem Besucherstrom, der sich dort hochquält, schließe ich mich an und bereue es nicht: Eine eindrucksvolle Rundsicht aus immerhin 169 m Höhe und, noch viel besser, leibhaftige Heidschnucken. Wie in der Werbung!
Danach wird es leider zeitlich etwas eng, denn mir bleibt nur noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Museumstriebwagens 'Ameisenbär' in Döhle, das über 5 km entfernt ist. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche die Blase unterm Fuß zu ignorieren (das fällt schwer!). Gerade als ich am Bahnhof ankomme, erheben sich Lokführer und Schaffner von den Sitzen im Biergarten nebenan und blasen zum Aufbruch. Schade! Ich hätte viel für ein kühles Bier gegeben.
Epilog:
In einer knappen Stunde Fahrt bringt uns der Triebwagen ins gut 30 km entfernte Soltau, das gestern Ausgangspunkt meiner Wochenendwanderung war. So erlebe ich die Strecke im Zeitraffer noch einmal rückwärts. Kurioserweise legen wir einen Zwischenstopp am Luhegrund ein, vielleicht 150 m von der Stelle entfernt, wo ich gestern abend mein Zelt aufgeschlagen hatte. Der Schaffner verteilt Schnaps in einer großen Kelle, bringt später Luftballons im Waggon ins Spiel und so wird die Fahrt recht lustig. Sogar die vier Japaner, die schon eingeschlafen waren, sind nach einer Weile wieder putzmunter.
Und vor dem Bahnhof in Soltau wirbt immer noch Frau Griefahn mit viel zu dickem Lippenstift um Stimmen.
die nächste Etappe in Richtung Norden
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