Sonntag, November 06, 2005

11. Etappe: Bad Münder - Ith-Turm (Nds) 6. November 05


Strecke:Bad Münder Bhf. - Mathildental - Altenhagen II - Brünninghausen - Coppenbrügge - Ith-Turm
(- Lauenstein - Salzhemmendorf - Voldagsen Bhf.)
Entfernung: ca. 21 (31) km
Bisher insgesamt gelaufen:
245 km
Noch zu laufen: ca. 1.715 km
ohne Begleitung
Spruch des Tages: "Das Foto will ich haben!" (ruft die Frau im Hundewagen, als ich sie fotografiere, und ist auch schon weg)

Auf eine eher langweilige "Überbrückungsetappe" zwischen Deister oder Süntel und Ith habe ich mich heute eingestellt und liege damit völlig daneben.

Am Deisterbahnhof Bad Münder starte ich meine Wanderung. Schon nach wenigen Metern geht es in einem Wäldchen mit den den kleinen Entdeckungen los, in denen für mich ein ganz großer Reiz des Wanderns liegt. Hier z.B. stehen mehrere Baracken, ein wenig heruntergekommen, und dienen offenbar noch immer als Treffpunkt der Orts-SPD. In einem Schaukasten lerne ich einiges über deren Wanderabteilung. Seit 25 Jahren besteht diese Gruppe schon, und mit den Jahren scheinen die kulinarischen gegenüber den sportlichen Aktivitäten ein deutliches Übergewicht bekommen zu haben- aber das ist ja eine Entwicklung, die auch beim Wanderwochenende mit meinen Studienfreunden zu beobachten ist (s. Etappe 9). Mal sehen, ob wir in 25 Jahren auch noch dabei sind...
Etwas irritierend ist ein Gedenkstein hinter dem Gebäude:

Heute scheint der Wald die Toten besonders ehren zu wollen:
ein starkerWind rauscht durch die Baumwipfel!

Meine Route verläuft durch eine sonnige, überraschend hügelige Landschaft mit viel Ausblick auf Osterwald und Ith (vor mir) und Süntel und Deister (hinter mir). Von Altenhagen I bleibt mir besonders der prächtige Grünkohl in Erinnerung, der sicher nicht mehr lange zu leben hat.

Immergrüne Miniaturbäume, die bald im Kochtopf landen - Grünkohl.


Kurz vor Coppenbrügge picknicke ich auf einer Bank in der Feldmark und werde neugierig erst von einem Eichelhäher und dann von einem Sperber bestaunt.
Durch Coppenbrügge bin ich schon einige Male mit dem Fahrrad gefahren und stelle heute fest: Nichts habe ich bisher von den Schönheiten des Orts wahrgenommen - weder die alten Fachwerkhäuser, noch die Burg, noch das hübsche Ensemble rings um die Kirche. Schnell beschließe ich, hier noch mal her zu kommen.
Für das Heimatmuseum in der Burg nehme ich mir heute eine halbe Stunde Zeit. Wer beispielsweise wissen möchte, warum Zar Peter I. schon mal hier war, sollte das kleine Museum besuchen - es lohnt sich.

Burg Coppenbrügge mit nettem Heimatmuseum.

Fachwerkidyll in Coppenbrügge.
Ab Coppenbrügge beginnt der steile Aufstieg zum Ith, und die Wanderung bekommt einen ganz anderen Charakter: Ich tauche in den schattigen Wald ein, es wird merklich dunkler und kühler, ich laufe durch bizarre Felsformationen und außer mir ist kaum noch jemand unterwegs. Hier möchte man nachts nicht alleine herumstolpern!


Rascheln im Buchenlaub - beim Anstieg zum Ith.
Für seine Felsen ist der Ith bekannt - zum Beispiel 'Adam und Eva'.

Erst auf dem Kamm bekomme ich die Sonne wieder zu sehen, die sich allmählich im Westen hinter das Weserbergland senkt. Schön, dass die Bäume schon so kahl sind, sonst wäre der Ausblick nur halb so schön!


Eine knorrige Süntelbuche auf dem Ithkamm.

Den Ith-Turm habe ich ganz für mich alleine. Hier oben weht ein sehr frischer Wind, und als die Sonne theatralisch hinter der Dampfwolke des Kraftwerks Grohnde verschwunden ist, wird es richtig frostig. Dies ist sicher die letzte Wanderung des Jahres ohne Handschuhe und Mütze.
In einem hohlen Baumstumpf nahe beim Turm hinterlege ich eine Stärkung für alle, die mich im kommenden Frühjahr zur Lerchenspornblüte weiter Richtung Süden begleiten wollen.



Bei Sonnenuntergang auf dem Ith-Turm.
Im Hintergrund der Kamm des Ith, wo es im kommenden Frühjahr weiter gehen soll.

Epilog:
Vom Kammweg geht es steil nach Lauenstein runter. In einem Tante-Emma-Laden, wie man ihn hierzulande nur noch selten findet, decke ich mich reichlich mit süßem Proviant ein. Krönender Abschluss der Wanderung ist ein genüssliches Bad in der Therme Salzhemmendorf. So genüsslich, dass ich viel zu spät zum Bahnhof Voldagsen aufbreche. So muss ich notgedrungen die letzten Kilometer des Tages durch die Dunkelheit joggen und bin mal gerade 30 Sekunden vor der S-Bahn am Bahnsteig - Puh!.