Samstag, September 24, 2005

Meine Mitwanderer



Stand: September 2020
  1. Matthias - Mitwanderabzeichen in GOLD (21 Etappen, 390 km)
  2. Simon - Mitwanderabzeichen in SILBER (13 Etappen, 281 km)
  3. Markus - Mitwanderabzeichen in BRONZE (8 Etappen, 147 km)
  4. Conny (9 Etappen, 134 km)
  5. mein Vater (8 Etappen, 131 km)
  6. Thomas (6 Etappen, 124 km)
  7. Jochen (7 Etappen, 107 km)
  8. Jörg (6 Etappen, 102 km)
  9. Lasse (8 Etappen, 80 km)
  10. Janne (7 Etappen, 79 km)
  11. Hans Jörg (5 Etappen, 78 km)
  12. Birgit (5 Etappen, 73 km)
  13. Harald (2 Etappen, 57 km)
  14. Isi (2 Etappen, 54 km)
  15. Ingo (2 Etappen, 51 km)
  16. Malte (6 Etappen, 48 km)
  17. Tom (2 Etappen, 44 km)
  18. Christian (3 Etappen, 44 km)
  19. Judith (2 Etappen, 43 km)
  20. Lola (3 Etappen, 38 km)
  21. Merle (2 Etappen, 34 km)
  22. Chris (1 Etappe, 30 km)
  23. Sebastian (1 Etappe, 28 km)
  24. Andreas (1 Etappe, 24 km)
  25. Juli (1 Etappe, 23 km)
  26. Heike (1 Etappe, 21 km)
  27. Berit (1 Etappe, 21 km)
  28. Alexander (1 Etappe, 18 km)
  29. Stoffel (1 Etappe, 17 km)
  30. Knui (1 Etappe, 17 km)
  31. Kuddel (1 Etappe, 17 km)
  32. Nina (1 Etappe, 5 km)
  33. Frau K. (1 Etappe, 3 km)
  34. Herr K. (1 Etappe, 3 km)
  35. Johanna (1 Etappe, 3 km)
  36. meine Mutter (1 Etappe, 1,2 km)
  37. Hilde (1 Etappe, 1 km)
  38. Heinz (1 Etappe, 1 km)
  39. Caro (1 Etappe, 1 km)
  40. Mathilde (1 Etappe, 1 km)
  41. Jule (1 Etappe, 1 km)

Sonntag, September 11, 2005

6. Etappe: Bispingen - Döhle (Nds.) 11. September 2005

Im Herzen der Lüneburger Heide

Heidschnucken am Wilseder Berg

Strecke: Luhegrund - Bispingen - Behringen - Weißer Sand - Totengrund - Wilsede - Wilseder Berg - Wilsede - Döhle
Entfernung: ca. 22 km
Bisher insgesamt gelaufen: 152 km
Noch zu laufen: ca. 1.820 km

ohne Begleitung

Für einen einsamen Wildcamper hat es am frühen Morgen was sehr Beruhigendes, wenn es langsam hell wird und er so langsam erkennt, in was für einer Umgebung er sich am Abend vorher eigentlich niedergelassen hat. Ein ganz idyllisches Plätzchen ist es heute. Und regnen will es immer noch nicht!
Heute folge ich den ganzen Tag wieder dem E1, der vorbildlich ausgeschildert ist.

Markierung des Fernwanderweg E1: weißes Andreaskreuz auf schwarzem Grund

Ein erster ausgiebiger Stopp ist nach wenigen Kilometern in Bispingen angesagt. Zum 2. Frühstück kehre ich im Hotel neben der alten Kirche ein, in der Nähe der anderen Gäste sitzen darf ich allerdings nicht. Beim Cappucino blättere ich die Bild am Sonntag durch und finde die Welt da draußen irgendwie ziemlich aufgeregt.

alte Kirche in Bispingen mit Pfarrhaus, in dem meine Patentante aufgewachsen ist

Auf den folgenden Kilometern, bevor es in den Naturschutzpark geht, durchwandere ich so etwas wie die ehrliche Heide von heute: riesige Maisäcker, eine weite offene Agrarlandschaft, die mit Reizen geizt.

"ehrliche Heide" bei Behringen

Nach Behringen geht es kilometerlang durch Wald, durch den sich der Sandweg wie eine weiße Schnur hindurchzieht. Kein einziger Mensch begegnet mir hier. Die Strecke wird mir so ziemlich lang, besonders weil sich auf meinem linken Fußballen langsam aber sicher eine fiese Blase ausbreitet.

Nach einer ganzen Weile wird es am Ende des Weges heller. Erst ahne ich es nur, dann bin ich auf einen Schlag aus dem Wald raus und mittendrin in der wunderbarsten Postkarten-Heide-Landschaft rings um Totengrund und Steingrund: blühende Heide und Wacholdersträucher soweit das Auge reicht! Allein für diesen Anblick hat sich die ganze Mühe von gestern und heute schon gelohnt.

Totengrund, der Spot schlechthin im Naturschutzpark Lüneburger Heide

Am Aussichtspunkt oberhalb des Totengrundes lasse ich mich vor der Heide fotografieren und, gefragt nach dem woher und wohin, wage ich zum ersten Mal zu sagen, ich durchquere Deutschland zu Fuß.

Auf Deutschalndwanderung am Totengrund

Idyllische Landschaften muss man leider meist mitsehr vielen Menschen teilen. Je mehr ich mich Wilsede im Herzen des Naturschutzparks nähere, desto voller wird es. In diesem Ort herrscht regelrechte Freilichtmuseums-Atmosphäre, die Ausflügler lassen sich in Kutschen aus den umliegenden Orten herkarren bis zum ZKB (Zentraler Kutschen-Bahnhof), stärken sich an Kaffee und Kuchen und spazieren dann ein paar Meter in die Umgebung.

"Und rechts sehen Sie: blühende Heide!"

Zum Beispiel auf den Wilseder Berg, den Gletscher vor langen Zeiten hergeschoben und hier vergessen haben. Dem Besucherstrom, der sich dort hochquält, schließe ich mich an und bereue es nicht: Eine eindrucksvolle Rundsicht aus immerhin 169 m Höhe und, noch viel besser, leibhaftige Heidschnucken. Wie in der Werbung!

Danach wird es leider zeitlich etwas eng, denn mir bleibt nur noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Museumstriebwagens 'Ameisenbär' in Döhle, das über 5 km entfernt ist. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche die Blase unterm Fuß zu ignorieren (das fällt schwer!). Gerade als ich am Bahnhof ankomme, erheben sich Lokführer und Schaffner von den Sitzen im Biergarten nebenan und blasen zum Aufbruch. Schade! Ich hätte viel für ein kühles Bier gegeben.

Museumstriebwagen "Ameisenbär" in Döhle

Epilog:
In einer knappen Stunde Fahrt bringt uns der Triebwagen ins gut 30 km entfernte Soltau, das gestern Ausgangspunkt meiner Wochenendwanderung war. So erlebe ich die Strecke im Zeitraffer noch einmal rückwärts. Kurioserweise legen wir einen Zwischenstopp am Luhegrund ein, vielleicht 150 m von der Stelle entfernt, wo ich gestern abend mein Zelt aufgeschlagen hatte. Der Schaffner verteilt Schnaps in einer großen Kelle, bringt später Luftballons im Waggon ins Spiel und so wird die Fahrt recht lustig. Sogar die vier Japaner, die schon eingeschlafen waren, sind nach einer Weile wieder putzmunter.
Und vor dem Bahnhof in Soltau wirbt immer noch Frau Griefahn mit viel zu dickem Lippenstift um Stimmen.

die nächste Etappe in Richtung Norden

Samstag, September 10, 2005

5. Etappe: Soltau - Bispingen (Nds.) 10. September 05

Der Heide auf der Spur: Ja, wo blüht sie denn?

Birkenallee bei Timmerloh


Strecke:
Soltau Bahnhof - Böhmetal - Drögenheide - Heidepark - Deimern - Timmerloh - Luhequelle - Luhegrund bei Bispingen
Entfernung: ca. 20 km
Bisher insgesamt gelaufen: 130 km
Noch zu laufen: ca. 1.850 km
ohne Begleitung
Das vermutlich letzte richtige Sommerwochenende wollte ich genießen und die Heide blühen sehen. Vorweg: Beides hat geklappt.
Auch in Soltau herrscht Wahlkampf-Endspurt: Am Bahnhof lächelt mir Monika Griefahn von der SPD entgegen, unter Einsatz von massiv aufgetragenem Lippenstift, und in der Umgebung des Rathauses verbreitet Angela Merkel Zuversicht. Kann es sein, dass in diesem extrem kurzen Wahlkampf besonders dicht plakatiert wurde? Mir kommt es so vor, und das Geld, das die Parteien aus der Wahlkampfkosten-Erstattung erhalten, müssen sie ja auch irgendwie verbraten.
Böhmetal bei Soltau
Soltau ist, was ich gar nicht wusste, ein regelrechter Kurort. Entlang der Böhme gibt es so etwas wie einen Kurpark, der dann unmerklich in ein verträumtes Wiesental übergeht.
Am Ortsschild von Drögenheide hat ein Spaßvogel die Ö-Pünktchen entfernt, aber nicht verhindern können, dass der Ort eher dröge als im Rauschzustand erscheint.
Bald kommt ein Hinweisschild auf einen Gefangenenfriedhof. Bergen-Belsen ist hier zu nahe, als dass ich nicht unwillkürlich an KZ-Insassen denken müsste. Tatsächlich liegen hier aber Kriegsgefangene des 1. Weltkriegs begraben, unter ihnen 5 Portugiesen. (War Portugal am Krieg beteiligt?) Die sind hier bestimmt erfroren...
Gleich hinter dem stillen Friedhof steigt der Geräuschpegel rasant an, und unvermittelt steht man vor dem Haupteingang des Heideparks Soltau. Unmengen von ermüdeten, genervten Besuchern wälzen sich aus dem Park zu ihren Autos und verstopfen als eine gigantische Blechlawine die Zufahrtsstraßen. Vielleicht ist es arrogant, sich als Wanderer diesen Freizeitkonsumenten gegenüber ein wenig überlegen zu fühlen - aber ich kann mich gegen dieses Gefühl nicht wehren.
Haupteingang des Heidepark Soltau

Jetzt wird es aber langsam Zeit für die erste blühende Heidefläche. Und sie kommt: Zwischen Deimern und Timmerloh durchquere ich einen ehemaligen Truppenübungsplatz. Die Landschaft beeindruckt durch ihre Kargheit: vertrocknete Gräser, Heidesträucher, vereinzelte Kiefern und Birken und gelegentlich eine Königskerze - sehr viel mehr gibt es quadratkilometerweit nicht.
Heide! Und sie blüht!
Kreuzberg: Blick über den ehemaligen Truppenübungsplatz.

Hinter Timmerloh unterquere ich die A7 und stoße im Wald nahe der Luhequelle wieder auf den E1 (den ich heute bisher komplett links liegen gelassen hatte). Die Quellteiche der Luhe hatte ich mir als Badegewässer mit herrlich klaren sprudelnden Wasser und als idealen Rastplatz vorgestellt. Die Realität ist da doch arg enttäuschend: Ich finde zwei vermooste schlammige Löcher, in denen von fließendem Wasser keine Spur ist. Ich bin, was Bademöglichkeiten angeht, wahrlich nicht zmperlich, aber hier verzichte ich gerne.
Auch auf der weiteren Strecke bis Bispingen entschließt sich die Luhe nicht, zu einem Bach zu werden, in dem man wenigstens mal gerne die Füße reinstecken würde. Immer dunkler wird es und der Kiefernwald immer stiller. Schöne Schauergeschichten kann man sich hier vorstellen... Bevor dann die Nacht völlig hereinbricht, schlage ich mein Zelt am Rande eines Abenteuerspielplatzes auf.
In den Kiefern rauscht immer mal wieder eine Windböe, aber das Gewitter, mit dem ich schon den ganzen Nachmittag gerechnet hatte, kommt und kommt nicht.
Zwei Kraniche fliegen noch trompetend vorüber, die Sterne funkeln. Lange liege ich noch wach genieße die laue Sommernacht.

die nächste Etappe Richtung Norden

Montag, September 05, 2005

4. Etappe: Dänisch Nienhof – Kiel (SH) (5. September 05)

Ein Tag lang Kieler Förde

Blick von der Hochbrücke auf den Nord-Ostsee-Kanal und die Kieler Förde

Strecke: Dänisch Nienhof – Bülker Leuchtturm – Strande – Schilksee – Falckenstein – Friedrichsort – Altenholz-Stift – Hochbrücke Nord-Ostsee-Kanal – Wik – Kiel Hbf
Entfernung: ca. 27 km
Bisher insgesamt gelaufen: 110 km
Noch zu laufen: ca. 1.900 km

Begleiter: streckenweise mein Bruder Simon und meine Nichte Lola (außerdem Gerhard Schröder und Angela Merkel auf ihren Wahlkampfplakaten)

die nächste Etappe in Richtung Norden

Diese Nacht haben Simon und ich im Freien auf der Steilküste bei Dänisch Nienhof verbracht und beide nicht wirklich gut geschlafen. Das hat immerhin den Vorteil, dass wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang über der Ostsee wach sind. Auch heute wieder wird uns die Sonne den ganzen Tag begleiten. Aber noch ist es feucht und kühl, und deshalb machen wir uns bald auf den Weg und halten Frühstück auf einer Bank mit Top-Aussicht aufs Meer. Von ferne schieben sich, wie Hochhäuser im Wasser, ganz allmählich die großen Fähren aus Oslo und Göteborg in unserer Richtung näher, bis sie in die Kieler Förde abschwenken und plötzlich lang und schnell zu werden scheinen.

Aufbruch von unserem Nachtlager auf der Steilküste

Nach einem erfrischenden Bad umrunden wir den Leuchtturm Bülk und folgen dann den Fähren in die Kieler Förde. Die Uferlandschaft ist von nun an leider viel verbauter und Massen erholungssuchender Kieler kommen uns entgegen. Nach einem 2. Frühstück in Strande rufen Simon leider familiäre Pflichten nach Hause, mit dem Bus fährt er nach Kiel.

Olympiahafen Schilksee

In den Yachthäfen Strande und Schilksee dümpeln die Segelboote lustlos vor sich hin: Es ist fast windstill und dementsprechend regelrecht heiß! Nach Schilksee verlasse ich den Wanderweg E1 und gehe weiter am Ufer entlang bis zum Strand Falckenstein. Der hat sich inzwischen stark gefüllt, aber niemand ist im Wasser. „Memmen“ denke ich und will baden gehen, muss aber feststellen, dass das Wasser voll ist mit Quallen, jede dritte noch dazu eine fiese Feuerqualle! Da vergeht auch mir die Lust und ich begnüge mich mit einem ausgedehnten Picknick am Strand.
Quallen satt!

Der folgende Abschnitt ist nicht besonders reizvoll, nicht zuletzt wegen des starken Ausflugsverkehrs an die Strände. Erst südlich von Stift stoße ich wieder auf den E1, der hier durch eine angenehme Heckenlandschaft mit Brombeersträuchern und Pflaumenbäumen führt. Vielleicht habe ich zu sehr nach Früchten Ausschau gehalten anstatt auf die Markierungen zu achten, jedenfalls habe ich ruckzuck den Wanderweg auch wieder verloren. So gerate ich unfreiwillig auf die Hochbrücke über den Nord-Ostseekanal (anstatt den Kanal wie geplant mit der Fähre Holtenau-Wik zu überqueren), aber das ist auch nicht die schlechteste Wahl: Im Süden sind die Türme und Kräne von Kiel zu sehen, unter mir fährt ein großer Frachter Richtung Kieler Förde, vier andere sind in der Schleuse, und im Hintergrund gleitet zwischen den weißen Segeln majestätisch die Oslo-Fähre aus der Förde. Der Hauch der großen weiten Welt!

Auf der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal

Nach der Durchquerung von Wik stoße ich wieder auf die Förde, biege aber gleich ab zum Biergarten Forstbaumschule, wo ich Simon – mit Lola – wieder treffe. Mein Kaffeedurst und das Bedürfnis nach einer Pause sind beträchtlich! Gemeinsam schauen wir noch kurz bei Sanne im Atelier in der Muthesius-Schule vorbei, und ich lerne ihre faszinierenden Arbeiten für das Diplom kennen. Auf den letzten Kilometern des Tages bis zum Bahnhof Kiel durch die Stadt begleiten Simon und Lola mich. Kurz nach fünf fahre ich mit dem Zug ab und sehe die beiden winkend immer kleiner werden.

Leider konnten Angie erst eine Woche später als ich nach Kiel kommen -
aber wandert sie eigentlich gerne?!

im Biergarten Forstbaumschule

die nächste Etappe in Richtung Norden

Sonntag, September 04, 2005

3. Etappe: Eckernförde – Dänisch Nienhof (SH) (4. September 05)

Strand- und Steilküstenwanderung an der Eckernförder Bucht


Strecke: Bahnhof Eckernförde – Aschau – Noer - Jellenbek – Surendorf – Dänisch Nienhof
Entfernung: ca. 26 km
Bisher insgesamt gelaufen: 83 km
Noch zu laufen: ca. 1920 km
Begleiter: mein Bruder Simon
Prolog:
Diese Etappe beginnt mit einer typisch Steinmetz’schen Meisterleistung: 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges nach Eckernförde kommen Simon und ich am Kieler Bahnhof an und denken uns, die Zeit reicht locker noch für die Besichtigung der neuen Brücke im Kieler Hafen und Simons Schwimmstrecke vom Kiel-Triathlon. Leider verkalkulieren wir uns um eine Minute und sehen den Zug nur noch aus dem Bahnhof fahren!
So sind wir erst eine Stunde später als geplant, um ½ 12, in Eckernförde. (Hier hat Simon am Montag sein Vorstellungsgespräch in einer Schule, hoffentlich klappt es mit der Stelle!) Nach wenigen Schritten haben wir die Strandpromenade und damit auch den Wanderweg E1 erreicht, den wir den ganzen Tag am Südufer der Eckernförder Bucht entlang folgen. Fast die gesamte Strecke geht es entweder unten am Strand entlang oder oben direkt auf der Kante der Steilklippe, und dort dann abwechselnd durch Laubwälder oder am Rande von Äckern entlang. Bis auf einige Campingplätze und einen Marinestützpunkt ist hier alles völlig unverbaut!
"Und da arbeite ich (vielleicht) bald!" Blick zurück auf Eckernförde
An vielen Stellen ragen die Buchenwälder direkt bis an das Steilufer.
Unverbaute Küstenlinie so weit das Auge reicht!
Je weiter wir im Laufe des Tages nach Osten vorankommen, desto breiter eröffnet sich vor uns die offene Ostsee, die von Eckernförde nur als ein kleiner Abschnitt am Horizont zu sehen war. Es ist ein herrlicher Spätsommertag, die Sonne scheint den ganzen Tag und die Sicht ist so gut, dass wir im Nordosten sogar die dänische Insel Aero entdecken, immerhin 60 km Luftlinie entfernt und normalerweise nie zu sehen.
Bei Aschau rasten und baden wir zum ersten Mal, liegen im warmen Sand und beobachten die Segler und Jetskis auf der Bucht.
An vielen Strandabschnitten herrscht FKK-Betrieb. Uns fallen besonders allerlei tief braun gebrannte Männer mittleren bis fortgeschrittenen Alters auf, die allein an der Wasserlinie entlang spazieren und offensichtlich sich und ihr Gemächt zur Schau tragen. Wir werden allenfalls neugierig bestaunt: Wahrscheinlich stapfen hier auch nicht alle Tage Wanderer mit schweren Rucksäcken und Wanderschuhen durch den Sand!
Für das Foto gestellt: Eigentlich sind wir den ganzen Tag in die andere Richtung gelaufen.
Es ist schon Abend, als wir wie gerufen in Dänisch Nienhof auf ein Restaurant direkt am Strand stoßen. Bei Sonnenuntergang verspeisen wir auf der Terrasse ein Dorschfilet und Weizenbier – Mmmh! Allerdings wird es erstaunlich schnell empfindlich kühl: Obwohl wir uns bald dick einpacken, ist spätestens die Latte macchiato nur noch drinnen ein richtiger Genuss!
"Mmh, wird das lecker schmecken!"
Angesichts der guten Wetterprognose haben wir entschieden, ohne Zelt im Freien zu übernachten. Das geeignete Plätzchen dafür entdecken wir etwa einen Kilometer östlich, hoch oben auf der Steilküste. In dieser sternenklaren Neumondnacht kühlt es auf weit unter 10°C ab (= arschkalt), dementsprechend viel Tau gibt es, schon nach einer halben Stunde sind Ruck- und Schlafsäcke dicht mit Tropfen übersät.
Als Entschädigung bekommen wir einen Sternenhimmel par excellence geboten, und spätestens ab der 5. Sternschnuppe wird es anstrengend mit den spontanen Wünschen. (Laut den Astronomen müssen wir Meteoriten aus dem Schwarm der Aurigiden gesehen haben.) Unterhalb der Steilküste blinken noch zwei einsame Angler mit ihren Lampen, der Kieler Leuchtturm und die Bettenburg Damp scheinen von weitem herüber, und am Horizont ziehen hellerleuchtete Schiffe vorbei. Das Rauschen der Wellen unter uns, eine Heulboje und weit enfernte Schiffsmotoren sind dazu die sanfte Geräuschkulisse. Ein großartiger Ausklang eines faszinierendes Wandertages, der auf dieser Deutschlandtour nur schwer zu übertreffen sein wird.
So sah der Sternenhimmel beim Einschlafen aus.
Leider auf der Himmelskarte nicht eingezeichnet: die vielen Sternschnuppen.