Sonntag, Oktober 30, 2005

10. Etappe: Werleshausen - Bad Sooden (TH/HE) 30. Oktober 2005


Strecke: Werleshausen - Teufelsleiter - Lindewerrablick - Teufelskanzel - Ausgespann - Wahlhausen - Allendorf - Bad Sooden Bhf.
Entfernung: ca. 17 km
Bisher insgesamt gelaufen:
225 km
Noch zu laufen: ca. 1.735 km
Mitwanderer: Conny, Hans Jörg, Jochen, Jörg, Markus, Matthias, Thomas
Spruch des Tages:
"Diese Fachwerk-Straßenzüge!" (schwärmt Conny in Allendorf und verschwindet für geraume Zeit zum Fotografieren in denselben)
Generalenttäuschung des Tages für die geschichtlich Interessierten:
In einer Kampfabstimmung über das Nachmittagsprogramm unterliegen sie knapp der Chill-out-Fraktion und können deshalb das Grenzmuseum nicht besichtigen, stattdessen müssen sie mit in das Kurviertel von Bad Sooden und Kaffee trinken.

Haben wir gestern Abend einen schlechten Eindruck gemacht? Liegt dem Wirt des Lindenhofs das Schlachtebuffet vielleicht schwer im Magen? Oder hatte er uns im Verdacht, sein Eichsfeld-Buch mitgehen zu lassen, das Markus als Gutenacht-Lektüre mit aufs Zimmer genommen hatte? Jedenfalls ist er an diesem Morgen nicht die Freundlichkeit in Person, verweigert uns Joghurt und Brötchen-Nachschlag und ermahnt uns penetrant, bloß ja nicht die Zimmerschlüssel einzustecken (übrigens völlig umsonst: Jörg tut es doch, merkt es zum Glück aber noch, ehe wir aus Werleshausen raus sind).
Noch frösteln sie - am Werleshäuser Schloss.
Als wir in Werleshausen loswandern, liegt noch eine dicke Schicht Hochnebel über der Landschaft, wie ein schweres Unwetter, das bedrohlich aufzieht. An der Werra führt unser Weg entlang bis kurz vor Lindewerra, wo wir wieder einmal die Grenze überqueren, dieses Mal von Hessen nach Thüringen.
O schaurig ist's, durch Werratal zu gehen - wenn die Sonne noch mit dem Hochnebel kämpft!
Dann wird es richtig steil: von der Werra auf etwa 150 m Höhe geht es auf dem ehemaligen Kolonnenweg in gut 1 km zum Lindewerrablick auf 420 m hoch, das sind schweißtreibende 25 % im Schnitt! Der Grenzstreifen ist hier fast komplett zugewachsen und am ehesten noch an der strahlend gelben Herbstfärbung des Birkenlaubs zu erkennen, das sich deutlich vom Orangebraun der Buchen absetzt. Einige offenere Stellen gibt es noch, die die Gleitschirmflieger für sich entdeckt haben.
Wo es bergig wird...
...legt Conny erst so richtig los...
...und hat ruckzuck die lahmen Männer am Berg stehen gelassen!

Unmissverständlich geben diese vier zu erkennen, dass sie NICHT fotografiert werden wollen. Matthias hat sogar schon demonstrativ den Rucksack mit dem daran befestigten japanischen Kampfmesser vor sich drapiert. Fotograf Jochen hat sich dadurch nicht einschüchtern lassen und für uns diesen spannungsgeladenen Moment am Lindewerrablick eingefangen.
Vom Lindewerrablick wandern wir tiefer nach Thüringen hinein: Immer entlang der Hangkante geht es, stellenweise auf dem Berggrat und über die Junkerkuppe (509m, höchster Punkt der Wanderung), wo der Wind ordentlich pfeift und tiefgrün bemooste Steinbrocken im gelben Herbstlaub verstreut liegen. Bald sind wir an der Teufelskanzel, die inzwischen auch im strahlenden Sonnenschein liegt. Wir suchen uns zwischen Felsen etwas abseits des Rummels einen Picknickplatz und haben eine angeregte Diskussion über Tupperware.

Juchhu, jetzt geht es nur noch bergab - an der Teufelskanzel.
v.l.n.r.: Markus, Conny, Hans Jörg, Achim (knieend), Matthias, Thomas, Jörg (knieend), Jochen.


Die folgenden Kilometer führen weiter fast ausnahmslos durch die leuchtenden Buchenwälder des Höhebergs. Vom Ausgespann an geht der Weg steil bergab ins Werratal bis Wahlhausen.

Vor der Kirche legen wir einen Stopp ein. Während die Planer unter uns noch über den weiteren Streckenverlauf diskutieren, besichtigt Hans Jörg schon das Kircheninnere und ist begeistert (genau wie alle anderen kurz darauf auch) von den unglaublich strahlenden Farben der 300 Jahre alten Bauernmalerei an den Emporen und Wänden. Wenn man bedenkt, dass die Kirche zu DDR-Zeiten beinahe abgerissen worden wäre...
Der anstrengende Marsch hat sein erstes Opfer gefordert! Kommissar Lutz und zwei ihrer Assistenten posieren vor dem leblosen Körper, der erstaunliche Ähnlichkeit mit Jörg hat. Aber warum liegt er mitten vor dem Eingang zur Wahlhäuser Kirche? Und was ist genau geschehen? Rätsel über Rätsel...
Alle meine Mitwanderer in Aktion - von links nach rechts: Jörg, Hans Jörg, Thomas, Jochen, Markus, Conny, Matthias.

Noch einmal überqueren wir die Grenze, dieses Mal von Thüringen zurück nach Hessen, und erreichen bald Allendorf, dessen Fachwerk-Straßenzüge ein(ig)e von uns in ihren Bann schlagen (s.o.). Wir wollen aber noch bis nach Bad Sooden, vorbei an den Gradierwerken ins Kurviertel zu Kaffee und Schwarzwälder Kirsch. Wenige Schritte vom alten Salztor entfernt lassen wir es uns auf der Terrasse eines Cafés richtig gut gehen. Ist es anfangs noch mild, so kühlt die Luft doch später merklich ab, und zumindest die langen Lulatsche unter uns beginnen merklich zu frieren.
Da wird es dann auch Zeit zum Aufbruch, der Zug wartet nicht. In der Hektik vergesse ich ganz, die Staffel-Schnapsflasche am Bahnhof zu verstecken. Stattdessen leeren wir sie dann gemeinsam im Zug und stoßen auf ein gelungenes Wanderwochenende an.

die nächste Etappe in Richtung Norden

Samstag, Oktober 29, 2005

9. Etappe: Friedland - Werleshausen (NDS/TH/HE) 29. Oktober 2005


Strecke:Friedland - Niedergandern - Hottenrode - Hohengandern - Almas Höhe - Stürzlieder Berg - Winterberg - Rimbach - Hanstein - Werleshausen
Entfernung: ca. 17 km
Bisher insgesamt gelaufen: 208 km
Noch zu laufen: ca. 1.750 km
Mitwanderer: Conny, Hans Jörg, Jochen, Jörg, Markus, Matthias, Thomas
Sprüche des Tages:
"Nix passiert!" (rief die Bedienung im Lindenhof, nachdem sie ein Tablett fallen gelassen und mehrere Biergläser zerdeppert hatte)
"Gelbe Sau" (wenig schmeichelhafte Bezeichnung von Matthias für die Sonne, die die Bedienung am Hanstein-Kiosk blendete; anschließend bot er der jungen Frau galant Sonnenschutz)
Generalenttäuschung des Tages:Eine persönliche - Das schwer verdauliche Schlachtebuffet im Lindenhof konnte ich in Folge eines Magen-Darm-Virus nur begrenzt genießen. Allen anderen hat es wohl ganz gut gut geschmeckt.

Prolog:Einmal im Jahr treffe ich mich mit Freunden aus Studienzeiten zum Wandern. Seit einigen Jahren haben wir diese Veranstaltung unter das Motto "Zeig uns Deine Heimat" gestellt, und dieses Jahr habe ich das Privileg, die Wanderstrecke auszuwählen und die Wanderung vorzubereiten.
Die Wahl fällt relativ schnell auf das Grenzgebiet Niedersachsen/Hessen/Thüringen nahe Göttingen, wo bis vor 15 Jahren die Zonengrenze verlief. Meine Eltern unterstützen mich vorbildlich dabei, die Strecke zu erkunden, die sich auch hervorragend in meinen Deutschlandwanderweg einbauen lässt.
Leider kann das Wanderwochenende 2005 erst am letzten Oktoberwochenende stattfinden. Umso größer die Erleichterung, als für Ende Oktober das beste Wetter seit über 70 Jahren angesagt wird.
Am Freitagabend treffen wir uns in Friedland im Hotel Biewald. Leider setzt mich ab dem Nachmittag ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht, aber glücklicherweise bin ich rechtzeitig am Samstag morgen wieder fit.



Im Frühtau zu Berge - eine schöne Idee, aber für 8 Wanderer nach anstrengender Anreise nicht durchzuführen. Denn dummerweise muss man ja nach dem Aufwachen erst noch aufstehen, sich frischmachen, ausgiebig frühstücken, Proviant schmieren, Sachen packen und einkaufen ... da kommt man einfach nur schwer vor Mittag los.

Aufbruch unter strahlender Mittagssonne: Matthias, Jochen, Thomas, Markus
Friedländer Impressionen
Diese arg gestutzten Linden könnten auch in Frankreich stehen -
wäre da nicht das südniedersächsische Fachwerk im Hintergrund...

Wir starten unsere Etappe in Friedland im südlichsten Zipfel Niedersachsens. Nach wenigen Kilometern quert die fast fertig gestellte, aber noch nicht für den Verkehr freigegebene Autobahn A38 unseren Weg. Alles ist fertig asphaltiert und eingegrünt, nur die Leitplanken und Verkehrsschilder fehlen noch. So ungefähr müssen die ersten Autobahnen in den 30er Jahren ausgesehen haben. Und in dieser Schlichtheit – und wohlgemerkt ohne den Lärm – ist eine Autobahn ein beeindruckend ästhetisches Bauwerk, das sich harmonisch in die Landschaft einfügt.


Slalomfahren um Mittelstreifen und Mandarinenschalenhäufchen:
so einen geräumingen Radweg wünscht man sich öfter.

Preisfrage: Was tut Thomas hier? An den Start gehen? Kegeln? Meditieren?
Falsch, er fotografiert. Nur eben aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive. (Womit wir auch schon eine Ahnung hätten, was für ein Bild demnächst in der Garten + Landschaft erscheint. -
Thomas hat auf dieser Wanderung entgegen der landläufigen Meinung nicht nur Viehtränken auf Sportplätzen fotografiert. )

Dieses Stück Autobahn ist meins. Jawoll!
Von der A38 gehört rein theoretisch jedem Bundesbürger ein Quadrat mit einer Kantenlänge von etwa 25 cm. Wir 8 Wanderer können also mit vollem Recht knapp zwei Meter der Fahrbahnmarkierung unser Eigentum nennen. Sicherheitshalber signieren wir sie eben noch schnell, bevor wir weiter ziehen.
In Niedergandern hat die Küsterin für uns die Kirche aufgeschlossen, und wir sind beeindruckt von diesem Bauwerk : Außen fast quadratisch, erinnert die hölzerne Inneneinrichtung in Ellipsenform an ein Amphitheater. Selbst zwei Schwalbenpärchen haben sich von der klassischen Architektur inspirieren lassen und in perfekter Symmetrie ihre Nester außen an zwei Fenster oberhalb des Eingangs geklebt. Jörg erklärt diese Kirche spontan zu seiner Lieblingskirche.
Blick von der Empore auf den Altarraum der Niederganderner Kirche.

Kurz hinter Hottenrode überschreiten wir zum ersten Mal die ehemalige innerdeutsche Grenze (von Niedersachsen nach Thüringen) und müssen sehr genau hinschauen, um das wahrzunehmen. Die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten Hohenganderns lassen wir links liegen und picknicken bei dem wunderschönen Wetter, das wir haben, lieber auf Almas Höhe in der Sonne. (Wobei laut trompetend ein Trupp Kraniche vorbeizieht.)
Von nun an geht es über mehrere Kilometer auf dem Kolonnenweg an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Thüringen und Hessen entlang. Auf und nieder, immer wieder, wo sonst folgt auch ein Weg derartig stur einer Grenzlinie über Berg und Tal? Wir stellen fest (leicht außer Atem), dass die Eichsfelder Schweiz ihren Namen zu Recht trägt. Beeindruckend der Ausblick vom Stürzlieder Berg auf die endlosen LPG-Flächen rings um Bornhagen.
Inspektor Stier bei der Spurensicherung am Grenzstreifen... Wieder mal ein Fall, der Fragen aufwirft:
Wie haben die Grenztruppen die unglaublichen Steigungen des Kolonnenwegs überwunden? Wozu dienen die vielen Löcher in den Betonplatten? Und wo steckt eigentlich Kommissar Lutz?

Eine Besichtigung der imposanten Burgruine Hanstein ist natürlich Pflicht. Zu unserer Überraschung entdecken wir in diesem altehrwürdigen Gemäuer einen Rest authentische DDR : Resopal-Tische im Kaminzimmer ! Und über die verkünstelten Holzvertäfelungen im Rittersaal rümpfen nicht nur die Stilapostel unter uns die Nase – aber am Ausblick vom Turm, wo uns ein frischer Wind um die Nase pfeift, gibt es nicht viel auszusetzen – Lasse, der inzwischen mit meinen Eltern dazu gestoßen ist, meint sogar, er hätte von dort oben die ganze Welt gesehen !
Was amüsiert meine Eltern so sehr? Sie lesen gerade das Speiseangebot des Schlachtebuffets...

Kurz vor Sonnenuntergang nehmen wir das letzte – und vielleicht schönste - Wegstück des Tages nach Werleshausen in Angriff. Durch Obstwiesen und Wald steigen wir auf raschelndem Herbstlaub hinab ins Werratal, vor uns der Ludwigstein und später der Werleshäuser Kirchturm und dahinter das Abendrot. (Wobei wir wieder die Grenze überquert haben, dieses Mal von Thüringen nach Hessen.)
Im Gasthaus Lindenhof bekommt, anders als am Vortag, endlich jeder sein Doppelzimmer (mit Fernseher und Sportschau).
Ein anstrengender Programmpunkt steht noch aus, das Eichsfelder Schlachtebuffet. Es ist im großen Gastsaal aufgebaut, wo auch schon etliche übergewichtige Einheimische sitzen. Wir dagegen sind in einem wenig anheimelnden Nebenraum abgesondert. Das hat aber auch Vorteile, sind wir doch so ein wenig vor der grauenhaften Musik des DJs und später den Tanzaufforderungen älterer Damen geschützt.
Naja, und letztlich: Wir haben genug zu essen, das Bier ist gut (besonders das dunkle) und wir sind am Tagesziel - was wollen wir mehr?
Nach dem schweren Essen haben die meisten von uns zum Tagesausklang noch ein großes Bedürfnis nach einem Verdauungspaziergang entlang der Werra, auf dem wir Bekanntschaft mit kecken Ziegen auf Holzstapeln machen und den Mars in seiner ganzen roten Pracht bewundern können.

die nächste Etappe in Richtung Norden

Montag, Oktober 03, 2005

8. Etappe: Frauenberg - Parsberg (BY) 3. Oktober 2005


Strecke: Frauenberg - Laaber - an der Schwarzen Laber entlang - Beratzhausen - Degerndorf - Parsberg
Entfernung: ca. 24 km
Bisher insgesamt gelaufen: 191 km
Noch zu laufen: ca. 1.800 km
Mitwanderer: Judith, Matthias
Spruch des Tages: "das amplitudisch gegenschwingende Regencape" (entdeckt Judith bei einem Wanderer vor uns)
Generalenttäuschung des Tages: Statt der von Hansjörg versprochenen 2 Sonnenstrahlen gibt es nur einen - und den von der Papierserviette beim Frühstück

MORGENWONNE
von Joachim Ringelnatz


Ich bin so knallvergnügt erwacht
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Dieses Gedicht, erklärt Judith uns beim Frühstück, ist die perfekte Antwort, falls man im Bewerbungsgespräch gefragt werden sollte, warum man eigentlich morgens aufsteht. (Und falls man nicht gefragt wird, kann man es ja vielleicht in einer Art Schlussplädoyer trotzdem anbringen.)
Wir befriedigen unseren Durst nach Lüften im Anschluss an das Frühstück weiter beim Wandern. In Ermangelung echter Berge muss uns die Aussicht beim Weg von Frauenberg runter ins Tal der Schwarzen Laber als Gipfelgefühl reichen.


Dann geht es wieder kilometerlang an der Laber entlang. Übrigens auf dem Main-Donau-Weg.


Die ersten Trendsetter unter den Bäumen leiten schon ganz mutig den Indian Summer ein. Ob die anderen mitmachen werden?

Solange Matthias seine Wanderausrüstung nicht um Funktionswäsche erweitert, wird er seinen Mitwanderern immer wieder das Vergnügen von Umziehaktionen inklusive nacktem Oberkörper bereiten - andere bezahlen für so etwas viel Geld und bekommen auch nur die Chippendales zu sehen. (Man beachte das Messer, das Matthias trägt!)


Die Stadtväter von Beratzhausen haben ein Faible für Pastellfarben...


Spontane Assoziation: Max und Moritz nach dem Verspeisen der Hühner von Witwe Bolte. Jedenfalls haben wir uns im Gasthaus Petermichl in Beratzhausen auch so richtig vollgeschlagen. Und den gewünschten Lokalkolorit gabs noch nebenbei - Kachelofen in der Mitte, griesgrämige Oma irgendwo im Hintergrund, ...

Wie alt muss ein Trafohäuschen sein, damit man es als romantisch schön empfindet? Sehen Stromleitungen ästhetischer aus, wenn die Strommasten genau in Reihe stehen? Warum gefallen uns sauber aufgeschichtete Holzstöße genauso wie die chaotische Aufstellung der Bäume im Wald? Fragen über Fragen, die sich wohl nur Architekten und Landschaftsarchitekten stellen... Und überaus neugierig sind sie auch noch!


Viele Häuser ähneln an ihrer Giebelseite einem Gesicht. Und wir haben heute den Schrei entdeckt:
Die Pflanze des Tages: Ein vierblättriger Klee - es gibt ihn wirklich! Gefunden auf einer Wiese kurz vor Parsberg.
Epilog:
Böse Überraschung am Zielort Parsberg: Es ist mittlerweile so spät, dass ich meinen anvisierten Zug in Regensburg nicht mehr erreiche, um morgen früh pünktlich zur Arbeit in Hannover zu sein. Mein Chef nimmts zum Glück locker, ich brauche erst mittags anzutanzen.
Dann leisten wir uns alle drei noch einen Lapsus, indem wir nicht in die Regionalbahn Richtung Regensburg einsteigen, sondern in den Regionalexpress. Der rauscht einfach durch Undorf durch, wo wir ja eigentlich zum Auto zurück wollen. So machen wir einen unfreiwilligen Schlenker über Regensburg und fahren von dort gleich wieder zurück nach Undorf. Als wir eeeendlich wieder am Ausgangspunkt unserer Zweitageswanderung sind, strahlen wir um die Wette:



Sonntag, Oktober 02, 2005

7. Etappe: Undorf - Frauenberg (BY) 2. Oktober 2005

Strecke: Bahnhof Undorf - Eichhofen - an der Laber entlang - Deuerling - Laaber - Frauenberg
Entfernung: ca. 15 km
Bisher insgesamt gelaufen: 167 km
Noch zu laufen: ca. 1.800 km

Mitwanderer: Judith, Matthias
Generalenttäuschung des Tages: Nun ja - vielleicht hätte es nicht die ganze Zeit durchregnen müssen
Spruch des Tages: "Naja, geht so..." (Eine alte Wirtin in Laaber als Erwiderung auf meine Schwärmerei über die schöne Landschaft, in der sie hier wohnt; es stellt sich heraus, dass sie aus den Alpen stammt, und die Berge sind doch einfach besser!)

Kaum gestartet, schon eingekehrt: in der Brauereigaststätte Eichhofen... Wir teilen uns Biersuppe, Biergulasch und Lebermus. (Und keiner von uns isst das Menü in der richtigen Reihenfolge.)


Die Pflanze des Tages: Pfaffenhütchen tragen überall entlang des Weges ihre leuchtenden Früchte. (Sind Kardinalskappen innen eigentlich auch orange ausgeschlagen?)

Die Landschaftsansicht des Tages: Im Regen durchs Tal der Schwarzen Laber.

Früher kam man nicht zum Wandern, sondern zum Mahlen ins Tal. Wir passieren im Laufe unserer Wanderung nicht weniger als 15 (ehemalige) Mühlen:
Mönchsmühle - Türklmühle - Hartlmühle - Eisenhammer - Papiermühle - Endorfmühle - Schafbruckmühle - Gleislmühle - Mausermühle - Friesenmühle - Kohlmühle - Neumühle - Königsmühle - Pexmühle
Wie die Friesenmühle mitten im tiefsten Bayern zu ihrem Namen gekommen ist, das wüsste ich doch gerne...

"Und genau so hat es in Lourdes ausgesehen!" An einer Lourdes-Grotte

Heute abend haben wir keinen Sonnenuntergang, aber das ist vielleicht auch ganz gut so; denn hätte es einen gegeben, hätten Matthias oder Judith garantiert das folgende Gedicht zitiert und damit jegliche romantisch-erhabene Stimmung im Keim erstickt. (Sie haben es übrigens auch ohne Sonnenuntergang zitiert.)

Das Fräulein stand am Meere

Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
und kehrt von hinten zurück.

(Heinrich Heine)


DIe Strecke von Laaber nach Frauenberg durchwandern wir in fast völliger Dunkelheit. Nur von weitem leuchtet, wie der Stern von Betlehem, ein grellgrünes Hinweisschild über dem Motel am Autohof. Wir steuern nichtsdestotrotz unbeirrt den Landgasthof in Frauenberg an, der leider nicht so gut illuminiert ist - erst nach einigem Suchen und unter tätiger Mithilfe halbnackter Bürger, die wir aus ihrem Haus klingeln, finden wir ihn.
So abgelegen er uns auch vorkommen mag, die Globalisierung ist schon bis hierher vorgedrungen: Fast alle Zimmer sind von Malaien belegt, die im Infineon-Werk Regensburg angelernt werden und dann ein neues Werk in Asien führen werden.
Bei einem gemütlichen Essen mit Holundersaft klingt der Tag aus, und besonders glücklich ist Matthias: Weil ihm die Chefin des Hauses ein Schnitzel verweigert! Aber das tut sie auf eine renitent-charmante Art (typisch bayerisch, würde ich sagen), die er an Bedienungen sehr schätzt.